Nur Theke, Kicker, Billardtisch? – Oder was ist eigentlich ein Jugendzentrum?

Als Antwort auf diese Frage hier der folgende Text aus dem Rahlstedter Startloch:

Jugendzentrum ist eine Form der Jugendfreizeitstätte, deren Ursprung in der Jugendzentrumsbewegung der 1970er Jahre zu finden ist und deren Geschichte von Kämpfen und Auseinandersetzungen im Umfeld der sogenannten Neuen sozialen Bewegungen, im Gefolge der 1968er-Revolte geprägt wurde.

Angesichts des eklatanten Mangels an nichtkommerziellen Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche, forderten Initiativgruppen in vielen Städten und Gemeinden, selbstverwaltete Jugendzentren und Jugendhäuser. Es sollten eigene Treffpunkte ohne Konsumzwang und ohne Kontrolle durch die Elterngeneration sein, wo junge Menschen in offener Art an kommunikativen und schöpferischen Tätigkeiten teilnehmen konnten. Die Jugendlichen wollten selbst bestimmen, was sie in ihrer Freizeit im Jugendzentrum machten, es sollte keine übergeordnete Leitung geben, jeder sollte am Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess bezüglich der Verwendung von Geldmitteln, der etwaigen Einstellung von Fachkräften, der Grundsätze und Verwirklichung der inhaltlichen Arbeit beteiligt sein. Dort wo die Initiativen der jungen Menschen Unterstützung bei kommunalen Verhandlungspartnern fand, wurde in der Regel ein Trägerverein gegründet mit dem der Betrieb eines Jugendzentrums umgesetzt werden konnte. Diese Trägervereine bestehen heute seit teilweise mehr als 30 Jahren und können auf eine lange Tradition in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zurückblicken.

Die Jugendzentrumsbewegung machte die Notwendigkeit bedürfnisorientierter Jugendarbeit in weiten Kreisen der Politik, Verwaltung und Jugendsozialarbeit unübersehbar und forcierte einen materiellen und personellen Ausbau des Arbeitsfeldes. Ob mit oder ohne hauptamtliche Mitarbeiter und wie stark sich die Prinzipien der Selbstverwaltung in die heutige Struktur einzelner Einrichtungen auswirken, der zentrale Gedanke der Jugendzentren war und ist heute noch, für alle offen zu sein. Egal welcher Werthaltung, politischen Strömung, oder Religion man angehört, unter Berücksichtigung der zentralen Werthaltungen Respekt und Toleranz. Auch gilt immer noch das Leitziel, Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und sie auf dem Weg zur Mündigkeit zu begleiten.

Heute machen Jugendzentren als Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wie z.B. auch Jugendclubs, Jugendcafés oder Mädchentreffs, vielfältige Angebote zur Freizeitgestaltung und der kulturellen und politischen Bildung. Dazu gehören Projektarbeit, erlebnispädagogische Aktivitäten, Freizeitaktivitäten, soziale Gruppenarbeit sowie auch individuelle Beratungs- und Hilfsangebote zur Bewältigung von Alltagskonflikten. Ausgeprägt ist die sog. Komm-Struktur in Form eines offenen Bereichs mit Cafébetrieb, der dem Bedürfnis junger Menschen nach einem Treffpunkt entspringt. Diese wird durch o.g. Angebote sowie eine Öffnung in den Stadtteil, zur Mitbestimmung und Mitgestaltung dortiger Lebensbedingungen ergänzt.

Hintergrund:

Bei allem Wissen um den eigenen Wert ist es dennoch meist nicht leicht (weshalb auch sonst eine Kampagne?), diesen auch für Menschen außerhalb des Arbeitsfelds der Offenen Kinder- und Jugendarbeit nachvollziehbar darzustellen. Oftmals scheitert das schon daran, dass wenig bekannt ist, was eigentlich Offene Einrichtungen sind. Für die Broschüre Argumente-Thesen-Strategien hatten wir deshalb nach kurzen, griffigen und für alle verständlichen Beschreibungen für die verschiedenen Einrichtungstypen gesucht, die sich unter dem Label Entschlossen OFFEN! zusammenfassen lassen (siehe auch Briefkopf der Kampagne). Das erwies sich jedoch als schwieriger als gedacht, und so ist die obige Darstellung eins der bislang wenigen Ergebnisse dieser Bemühungen.

Aber wir arbeiten dran!